Britannicus
Tragödie von Jean Racine
Zart federnd hört man die Schritte des Kronprinzen über den Parkettboden hallen, ganz in Gedanken, ein leichter Windzug… ist das nicht Voltaire, der den Saal quert? … er verschwindet hinter der Flügeltür und Friedrich folgt, es wird gesprochen, diskutiert… Augenblicke, Gänge, Wörter – ungenau, verschwommen, vielleicht nicht einmal wahr… Aber wir können Friedrich und Voltaire posthum diese Gänge und Gespräche schenken, sie in Bilder fassen und sie wieder in der Unschärfe versenken: Gedanken über Machtvollkommenheit und über die Macht der Tyrannei.
Der Kronprinz und der Philosoph stolpern eventuell über ein schon leicht abgegriffenes Büchlein: Jean Racine »Britannicus« steht darauf… kaum geöffnet, und schon nimmt sich Agrippina, die Mutter des römischen Kaisers Nero, die Szenerie…und wir sind mittendrin im »Britannicus«:
Der Inthronisation des Nero war eine Intrige Agrippinas vorausgegangen, und nun macht sie sich Sorgen. Neros Charakterzüge lassen auf ungezügeltes Machtstreben schließen, dem auch sie selbst und Neros Stiefbruder Britannicus zum Opfer fallen könnten. Britannicus liebt Junia, Prinzessin aus hohem Geschlecht. Und Nero, selbst mit Octavia verheiratet, begehrt eben diese Junia, lässt sie entführen – und wir sehen das Werden eines Tyrannen, seine ersten Taten …ungezügelt der Macht verfallen, entfaltet er ein teuflisches Spiel.
»Von Grausamkeit und Milde, und ob es besser ist, geliebt oder gefürchtet zu werden«, überschreibt Friedrich das 17. Kapitel seines »Antimachiavell«. Wie ein Spielmodell passt da der »Britannicus« von Racine. In einer konzentrierten Fassung für Schauspiel, Gesang und Puppenspiel zeigt Astrid Griesbachs Inszenierung weitere Facetten von Macht: Agrippina, die ihre Söhne wie Marionetten manipuliert, die Rivalität zwischen dem platzierten und dem geborenen Herrscher…
In Zusammenarbeit mit der Hochschule für Schauspielkunst »Ernst Busch« Berlin.
Für Menschen ab 14 Jahren.